Nigeria: Biologische Landwirtschaft als Sprungbrett für Jugendliche

Bulawayo (IPS/afr). Nigeria verfügt über riesige Agrarflächen, muss aber dennoch Nahrungsmittel in Milliardenhöhe importieren. Gleichzeitig finden immer weniger Jugendliche Jobs. Der Unternehmer Lawrence Alaba Afere verhilft Jugendlichen zu einer Karriere in der biologischen Landwirtschaft.
Mit 194 Millionen Einwohnern ist Nigeria der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Die Arbeitslosenquote liegt nach offiziellen Angaben bei 16,5 Prozent. Vor allem unter den Jugendlichen macht sich Frustration breit: Mehr als ein Viertel der Arbeitslosen sind junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahre.

Lawrence Alaba Afere hat es sich in den Kopf gesetzt, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und gleichzeitig die biologische Landwirtschaft zu fördern. Im Agrarsektor seines Heimatlandes sieht er ein enormes Potenzial: Nigeria nutzt nur 40 Prozent seiner potenziellen Ackerflächen für die Landwirtschaft. Die Regierung gibt jährlich 22 Milliarden US-Dollar für Nahrungsmittelimporte aus.

Ertragssteigerung führt zu besserem Einkommen

Aferes Unternehmen “Springboard Nigeria” verfügt über ein Netzwerk von 3.000 Mitgliedern, die z. B. Kochbananen, Bohnen, Reis, Gemüse, Ananas und Papaya anbauen. Der Schwerpunkt liegt auf der Ertragssteigerung durch biologischen Anbau, damit die Bauern ein gutes Einkommen erzielen können. Laut eigenen Angaben ist Springboard bereits der größte Produzent von biologischen Lebensmitteln in Nigeria.

“Kleinbauern müssen oft ihre gesamte Ernte verkaufen, um die Schulgebühren ihrer Kinder zu bezahlen”, sagt Afere. “Oftmals essen sie nur, was übrig bleibt. Darunter leidet die Ernährung: Viele Familien sind krank, weil sie keine gesunden und qualitativ hochwertigen Lebensmittel haben.”

Neben den Trainings zur Ertragssteigerung erhalten die Mitglieder von Springboard Nigeria auch Unterstützung in Vertriebs- und Marketingfragen. Bislang hat Aferes Unternehmen über 2.000 Kleinbauern beraten – daraus sind mehr als 1.500 neue Farmen entstanden.

Kinder und Jugendliche für die Landwirtschaft begeistern

Um das Bewusstsein für die Chancen in der Landwirtschaft zu schärfen, setzt Springboard Nigeria u. a. auf Social Media. Die Facebook-Seite, die Produzenten und Verbraucher zusammenbringen will, verzeichnet mehr als 5.000 Follower.

Derzeit entwickelt das Unternehmen eine für Bauern, die anderen Landwirten über eine gebührenfreie Nummer in den Hauptsprachen Hausa, Igbo und Yoruba Zugang zu landwirtschaftlichen Informationen bietet. Dadurch versucht Springboard, junge Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern und ihre Abwanderung in städtische Zentren zu unterbinden.

Kürzlich wurde auch das Programm “Farm to School” gestartet, das vom Mitsubishi Corporation Fund for Europe and Africa unterstützt wird. Auf den Schulfarmen sollen Kinder lernen, ihre eigenen Nahrungsmittel anzubauen. Afere hofft, dass sich dadurch mehr Kinder für die Landwirtschaft interessieren.

“Wenn wir die Landwirtschaft als eine wirtschaftliche Chance für die Jugend planen, sagen wir ihnen auch, dass die Landwirtschaft ein Prozess ist, der mit viel harter Arbeit verbunden ist”, betont Afere. “Ich sage den jungen Leuten, dass sie mit dem anfangen sollen, was sie haben. Nach und nach werden Kunden, Investoren und Spender aufmerksam und unterstützen ihre landwirtschaftlichen Betriebe.”

Düstere Prognose als Impuls

Auslöser für Aferes Engagement war ein Artikel in der populären Tageszeitung “The Punch” im Jahr 2006, welcher die hohe Arbeitslosigkeit unter Universitätsabsolventen thematisierte: Wenn Nigeria das Problem nicht lösen könne, werde es im Jahr 2020 über 20 Millionen “hochqualifizierte Kriminelle” geben, wurde in dem Artikel prognostiziert.

Nach dem Abschluss seines Studiums 2007 kehrte Afere in seine Heimatstadt Akure im Bundesstaat Ondo im Südwesten des Landes zurück. Ein Jahr später gründete er eine Jugendfarm, auf der 15 Jugendliche Mais anbauten und selbst vermarkteten.

Seine Eltern seien zunächst entsetzt gewesen, erinnert sich Afere. “Sie hatten in mich investiert, damit ich einen guten Job in der Öl- und Gasindustrie bekomme”, erzählt er. “Nach meiner Rückkehr glaubten sie, ich sei verhext worden.” Ein traditioneller Heiler hatte ihnen nämlich prophezeit, dass ihr Sohn zu Reichtum gelangen sollte.

Wenn Lawrence Alaba Afere heute an diese Prophezeiung denkt, muss er lachen. “Ich bin reich geworden, aber nicht im monetären Sinn”, sagt der 35-jährige Unternehmer. “Ich bin reich in der Erfüllung meines Zwecks. Die Unterstützung von Jugendlichen bei der Gründung von landwirtschaftlichen Betrieben bringt mir Erfüllung. Dabei kann ich mich um meine Familie und ihre Grundbedürfnisse kümmern. Das ist Reichtum für mich.” (Ende)

Busani Bafana