Afrika: Dreimal so viele Handys wie Toiletten

Bulawayo (IPS/afr). Die sanitäre Versorgung in Afrika hat enormen Aufholbedarf. Während der Abdeckungsgrad von Mobiltelefonie mittlerweile bei 93 % liegt, haben nur ein Drittel der Menschen Zugang zu Toiletten mit Wasserspülungen. Doch der Ausbau der Kanalisation hat bei den Regierungen wenig Dringlichkeit.

Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und ein sicheres Abwassermanagement stehen auf der Entwicklungsagenda der internationalen Gemeinschaft ganz oben. Laut dem panafrikanischen Forschungsnetzwerk Afrobarometer gibt es in diesen Bereichen in Afrika aber noch viel zu tun: Nur 64 % der Bevölkerung haben Zugang zu Leitungswasser, gar nur 31 % sind an die Kanalisation angeschlossen.

Zumindest der Mangel an Trinkwasser müsste nicht sein, meint Mike Muller von der Wits University School of Governance in Johannesburg. Die Länder südlich der Sahara würden derzeit nur fünf Prozent der verfügbaren Wasserressourcen nutzen.

Der Ausbau der Wasserversorgung scheitert offenbar an den eingeschränkten finanziellen Mitteln. “Der Anschluss der Haushalte an die Wasserversorgung hat überall in Afrika politische Priorität und auch die Abwasserentsorgung gewinnt an Bedeutung”, erklärt Muller, “aber diese Dienste kosten eben viel Geld.”

Enormes Einsparungspotenzial im Gesundheitsbereich

Nach Schätzungen des Weltwasserrats, einer unabhängigen Denkfabrik mit Sitz in Marseille, müssten bis zum Jahr 2030 jährlich 650 Milliarden US-Dollar investiert werden, damit Wassersicherheit in allen Teilen der Welt gewährleistet werden könne. Derzeit hätten 924 Millionen Menschen auf der Erde keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, 2,4 Milliarden Menschen fehle es an geeigneten sanitären Anlagen.

Diese Unterversorgung sei verantwortlich für 3,5 Millionen Todesfälle pro Jahr, so der Weltwasserrat weiter. Außerdem beeinträchtige sie die ökonomische Produktivität, wodurch für die Weltwirtschaft jährlich ein Schaden von 500 Milliarden US-Dollar entstehe.

Im Gegenzug würde aber jeder US-Dollar, der in den Wasser- und Sanitärbereich investiert werde, 4,3 US-Dollar weniger Ausgaben im Gesundheitssystem bedeuten.

Wasserversorgung genießt Vorrang

Der Präsident des Weltwasserrats, Benedito Braga, appelliert an die Staatsoberhäupter, umgehend zu handeln. Ansonsten würde das sechste nachhaltige Entwicklungsziel der Vereinten Nationen, das bis zum Jahr 2030 sicheres Trinkwasser und eine sanitäre Versorgung für alle Erdenbürger gewährleisten soll, lediglich eine Vision bleiben.

“Wir brauchen Engagement auf höchstem Niveau, so dass jeder Ort und jede Stadt in der Welt saubere und sichere Wasserressourcen zur Verfügung stellen kann”, sagt Braga. Wenn das Ziel nicht realisiert werde, würde der Wassermangel weitere Hungersnöte, Kriege und unkontrollierte Migration nach sich ziehen.

In Bezug auf die katastrophale sanitäre Versorgung in Afrika meint Muller, dass hier noch ein weiter Weg zu absolviern sei: “Der Fokus auf die Abwässer spiegelt den Wunsch der reichen Teile der Welt wider, die Umweltverschmutzung zu reduzieren und Technologie zu verkaufen”, so Muller, “aber an Orten ohne ausreichende Wasserversorgung hat die Abwasserentsorgung keinerlei Priorität.” (Ende)

Busani Bafana