Sambia: Dorfsparverein hilft Bauern aus der Klemme

Lusaka (IPS/afr). Der Bauer Lameck Sibukale aus dem Dorf Nachibanga im südlichen Sambia zeigt stolz auf seinen neuen Ochsen, den er aus Mitteln des Dorfsparvereins erworben hat. “Ich bin glücklich, dass ich dem Verein beigetreten bin”, sagt Sibukale. “Ich habe genug Geld erhalten, um einen neuen Ochsen zu kaufen.”

Im letzten Jahr ist Sibukales altes Zugtier verstorben. Die Folgen waren gravierend: Die Ernte fiel mager aus, weil er seine Felder nicht wie gewohnt bestellen konnte. Dank des Dorfsparvereins konnte er nun ein neues Tier anschaffen.

“Ich würde mir wünschen, ich wäre früher auf dieses Konzept gestoßen”, meint der 78-jährige Bauer. “Das ist eine fantastische Idee für uns Dorfbewohner, die weit entfernt von den Banken leben. Besonders in der heutigen Zeit, wo schwacher Regen und Ernteausfälle zur Regel geworden sind, müssen wir Vorkehrungen treffen.”

Der Dorfsparverein von Nachibanga hat 25 Mitglieder, die sich in regelmäßigen Abständen treffen. Je nach finanziellen Möglichkeiten des einzelnen Mitglieds wird ein bestimmter Geldbetrag in einer Kiste deponiert, die sicher verwahrt wird. In acht Monaten sind auf diesen Weg umgerechnet 2.100 US-Dollar zusammengekommen.

Das Ersparte wird an die Mitglieder zu einem vereinbarten Zinssatz verliehen. Sikubale hat aus dem Topf 500 US-Dollar erhalten, obwohl er bislang nur knapp über 200 US-Dollar eingezahlt hat. Mit dem Geld hat er außer dem neuen Ochsen das Schulgeld seiner Kinder, landwirtschaftliche Geräte, Saatgut und Dünger bezahlt.

Sparen für Klimakatastrophen

Ein afrikanisches Sprichwort besagt: “Wenn sich der Rhythmus ändert, müssen sich auch die Tanzschritte ändern.” Damit ist gemeint, dass es beim Auftreten neuer Probleme auch neue Strategien zu ihrer Bewältigung braucht.

Der Klimawandel stellt die Bauern in Afrika auf eine harte Probe: Die häufiger werdenden Ernteausfälle führen zu Einkommenseinbußen und Ernährungsunsicherheit. Damit ist auch das Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele 1 und 2, welche die Ausrottung von Hunger und Armut bis zum Jahr 2030 anstreben, gefährdet.

Die sichtbaren Folgen des Klimawandels haben mehrere Organisationen auf den Plan gerufen, der ländlichen Bevölkerung in Afrika stärker als bisher unter die Arme zu greifen. Die wenigsten Bauern können über ein Bankkonto verfügen. Alternative Sparformen sind immer stärker gefragt.

Internationale Unterstützung

Der Sparverein von Nachibanga wird durch die R4 Rural Resilience Intiative des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) unterstützt. Beim WFP ist man überzeugt, dass die Beendigung des Hungers nur dann möglich ist, wenn die Produktivität der Kleinbauern erhöht wird.

Laut Jennifer Bitonde, Direktorin von WFP Sambia, “ist R4 einer der Ansätze für Kleinbauern, bei denen die Nahrungsmittelhilfe nicht als Nahrungsmittelhilfe im alten Stil, sondern als umfassende Palette von Instrumenten, Aktivitäten und Plattformen definiert wird. Damit sollen gefährdete Menschen und Gemeinschaften befähigt werden, Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln zu erhalten.”

Ein Eckpfeiler der R4-Initiative ist das Ansparen von Risikoreserven, um im Falle von Krisen sofort adäquat reagieren zu können. Allan Mulando ist für das Risikomanagement beim WFP Sambia zuständig. Er erklärt das Funktionsprinzip des Ansatzes: “Zusätzlich zu konservierender Landwirtschaft, Versicherungen und Mikrokrediten sollen die Spargruppen finanzielle Ressourcen schaffen, die als Puffer bei kurzfristigem Bedarf dienen. Klimaschocks wie Dürren und Überschwemmungen führen zu Ernteausfällen und beeinflussen das normale Lebensmuster der Menschen.”

Im Dorf Sikwale ist Milimo Haluma zu einem überzeugten Mitglied des lokalen Sparvereins geworden. Durch die Ersparnisse der Gruppe konnte er die Produktivität seiner Landwirtschaft deutlich steigern. Davor war es ihm schwer gefallen, das Geld für Dünger, Saatgut oder Geräte aufzubringen.

“Der rechtzeitige Einkauf hat meine Produktivität verbessert”, erzählt Haluma. “In der letzten Saison konnte ich 3,75 Tonnen Mais auf einer Ackerfläche produzieren, die in den vergangenen Jahren nur durchschnittlich 1,5 Tonnen abgeworfen hat.”

Versicherungen gegen den Klimawandel

Aufgrund der positiven Entwicklungen sind Finanzdienstleistungen für Kleinbauern auch zu einem aktuellen Thema auf höchster Ebene geworden. Während der UN-Klimakonferenz 2017 in Berlin (COP 23) hat die Intiative InsuResilience große Beachtung erfahren.

InsuResilience wurde im Jahr 2015 von den G7 ins Leben gerufen, um bis zum Jahr 2020 400 Millionen arme und schutzbedürftige Menschen gegen die Folgen des Klimawandels abzusichern. In der Initiative sind sowohl die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) als auch jene der 20 durch den Klimawandel verletzlichsten Saaten (V20) vertreten.

In Sambia unterstützt InsuResilience das Unternehmen NWK Agri-Services http://nwkzambia.com/, das Wetter- und Lebensversicherungen für kleine Vertragsbauern anbietet. Allein im Jahr 2015 haben sich 52.000 sambische Landwirte für eine Versicherung entscheiden. Nach der schweren Dürre im Jahr 2016 erhielten mehr als 23.000 Bauern Versicherungsleistungen. (Ende)

 

Friday Phiri