Afrika: Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel

Nairobi (IPS/afr). Kein anderer Kontinent ist so stark vom Klimawandel betroffen wie Afrika. Vor allem die landwirtschaftliche Produktion und damit die Ernährungssicherheit der Bevölkerung ist enorm unter Druck geraten. Die Verbreitung neuer Technologien macht aber Hoffnung. Einige Länder haben erstaunliche Erfolge vorzuweisen.
Das Climate Technology Centre and Network (CTCN) der UNIDO und die internationale Forschungseinrichtung World Agroforestry Centre (ICRAF) unterstützen afrikanische Länder dabei, fundierte Politik-, Technologie- und Investitionsentscheidungen im Kampf gegen den Klimawandel zu treffen.

Von Biogas über Solaranlagen bis hin zu verbessertem Wasserschutz – auf dem Kontinent gibt es mittlerweile zahlreiche Erfolgsgeschichten zu vermelden. Die zukünftige Herausforderung besteht laut Experten eher darin, die positiven Erfahrungen aus Pilotprojekten breitenwirksam umzusetzen.

Vertreter der Vereinten Nationen loben die Fortschritte, die afrikanische Länder erzielt haben. Trotz vergleichsweise niedriger Budgets werden enorme Anstrengungen unternommen, um den Kampf gegen den Klimawandel durch den Einsatz von neuen Technologien zu verstärken.

Jukka Uosukainen, Direktor von CTCN, betont, dass Innovationen bereits jetzt die Geschicke der Menschen auf dem Kontinent verändert. So habe Mali beispielsweise in ländlichen Gebieten wie Koutiala im Süden des Landes durch die Veränderung von Anbautechniken die Menge der Wasserabflüsse je nach Bodentyp auf bis zu 50 Prozent reduzieren können. “Dies hat den Ernteertrag in einem Gebiet, das von einer schweren Dürre betroffen war, verbessert und die Qualität der Lebensgrundlagen aufgrund eines Anstiegs des Einkommens erhöht”, sagt Uosukainen.

Fortschritte bei erneuerbaren Energien

Auch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien erzielen afrikanische Länder gewaltige Fortschritte. Laut der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) könnte die installierte Kapazität erneuerbarer Energien in Afrika bis zum Jahr 2030 um 290 Prozent steigen. Zum Vergleich: Für Asien und Lateinamerika werden Steigerungsraten von 161 Prozent bzw. 43 Prozent prognostiziert.

Im Senegal wurde massiv in die Anschaffung von Biogas-Fermentern investiert, um einen schnelleren Zugang zu sauberer Energie zu ermöglichen. In Mauritius werden Technologien zur Wärmerückgewinnung eingesetzt, die in Industrieanlagen die Abwärme von Gasen zur Erhitzung des Speisewassers nutzen.

Marokko setzt zunehmend auf Photovoltaik. Das gigantische Solarkraftwerk Noor Ouarzazate IV umfasst 137 Quadratkilometer und erzeugt 582 Megawatt erneuerbare Energie für mehr als eine Million Menschen. Bis ins Jahr 2020 will Marokko den Anteil an erneuerbarer Energie auf beeindruckende 42 Prozent erhöhen.

In Kenia wurden in Olkaria südlich von Naivasha Geothermieanlagen mit einer Leistung von 630 Megawatt in Betrieb genommen, die Strom für 500.000 Haushalte und 300.000 kleine und mittlere Unternehmen liefern. Laut Angaben von Analysten hat Kenia allein das Potenzial, aus seinen geothermischen Ressourcen bis zu 10.000 Megawatt Energie zu erzeugen.

Agroforstwirtschaft auf dem Vormarsch

ICRAF-Generaldirektor Tony Simons sagt, dass die meisten afrikanischen Länder saubere Energietechnologien als Teil ihrer Umweltlösungen wählen. ICRAF unterstützt diese Bemühungen durch Projekte der Agroforstwirtschaft, die Elemente der Landwirtschaft mit jenen der Forstwirtschaft kombiniert. Dabei werden Bäume und landwirtschaftliche Nutzpflanzen auf einer Fläche integriert.

Die Vorteile der Agroforstwirtschaft liegen auf der Hand: Boden- und Wassererosion werden vermindert. Der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid wird reduziert. Das Landschaftsbild wird aufgewertet, da es vielgestaltiger wirkt als eintönige Monokulturflächen.

In ostafrikanischen Ländern wurden im Rahmen des ICRAF-Projekts “Trees for Food Security” umfangreiche Forschungsarbeiten durchgeführt, um die idealen Baumarten für die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität zu finden und gleichzeitig die Ernährungssicherheit der Bevölkerung zu verbessern.

Satelliten überwachen Weidegebiete

Kenia hat unter dem Titel “Green Water” Projekte initiiert, welche die Wasserknappheit eindämmen und eine effizientere Nutzung ermöglichen sollen. Dadurch konnte n trockenen und halbtrockenen Gebieten eine regelmäßige Wasserversorgung zur Bewirtschaftung von Farmen geschaffen.

Ein positiver Nebeneffekt von “Green Water” ist, dass die Konflikt um Wasser zurückgingen. In den trockenen Gebieten des Landes war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen um den Zugang zur lebensnotwendigen Ressource gekommen.

Auf einen anderen Zugang setzt das “Kenya Livestock Insurance Program” (KLIP). Für die nördlichen Teile des Landes wurde ein satellitenbasiertes Versicherungsmodell ins Leben gerufen, um Bauern vor dem Verlust von Nutztieren zu schützen. Ein Satellit beobachtet laufend die Qualität der Weidegebiete. Im Ernstfall werden rechtzeitig Versicherungszahlungen getätigt, damit die Tiere der Landwirte nicht verenden. (Ende)

Sam Otieno