Kigali (IPS/afr). Kürzlich bemerkte der Kleinbauer Telesphore Ruzigamanzi aus dem Dorf Rwimishinya in Ost-Ruanda eine merkwürdige gelbliche Färbung auf seinen Bananen. Zunächst schenkte er der Entdeckung wenig Bedeutung: “Ich dachte, dass das ungewöhnliche Wetter meine Ernte beschädigt hat.”
Ruzigamanzi hat sich allerdings geirrt. Denn seinen Bananenpflanzen waren mit einer bakteriellen Krankheit namens “Banana Xanthomonas Wilt” (BXW) infiziert. Wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, richten die Bakterien enorme Schäden an. Im schlimmsten Fall droht der Verlust aller Bananenstauden und damit ein enormer Ernteausfall.
BXW hat weitreichende Folgen für die Bauernfamilien, die vom Bananenanbau leben. In der Region der Großen Afrikanischen Seen mit den Anrainerstaaten Ruanda, Burundi, Uganda, DR Kongo, Tansania und Kenia ist der jährliche Pro-Kopf-Bananenkonsum mit 400 bis 600 Kilogramm der höchste der Welt. Die Ernährungssicherheit der Region hängt in hohem Ausmaß von der Bananenproduktion ab.
Frühwarnung in Echtzeit am Smartphone
Eine neue Initiative rückt nun dem Bananen-Killer mit einer mobilen App auf den Leib. Das International Institute of Tropical Agriculture (IITA), Bioversity International, das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) und die ruandische Regierung machen dabei gemeinsame Sache. Das Investitionsvolumen von 1,2 Millionen Euro wird von internationalen Gebern bereitgestellt.
Im Mittelpunkt des Projekts steht der sogenannte “Citizen-Science-Ansatz”, der die Sammlung von Daten durch Bauern und Agrarfachleuten vorsieht. Laut dem Bericht der Rwanda Utilities Regulatory Authority besitzen 75,5 Prozent der zwölf Millionen Staatsbürger ein Mobilfunktelefon.
Aus den Daten generiert die App in Echtzeit übersichtliche Kartendarstellungen, die über die Verbreitung von BXW und den Schweregrad von betroffenen Anbauflächen Auskunft geben. Dadurch werden andere Bauern gewarnt und können rechtzeitig Vorkehrungen treffen.
Das Frühwarnsystem befindet sich derzeit noch in der Pilotphase und wird in acht Bezirken getestet. Bislang wurden 70 Landwirte in der Erfassung von Daten geschult. “Diese Einführung der mobilen Anwendung unterstützt unsere laufenden Bemühungen, die Krankheit bestmöglich und kostengünstig zu bekämpfen”, erklärt Julius Adewopo vom IITA.
Viele Bauern haben BXW ignoriert
Seine Kollegin Mariette McCampbell betont, dass sich das System zu einem Katalysator für weitere Frühwarnprojekte entwickeln könnte: “Die Innovation lässt sich langfristig auch für die Kontrolle anderer Pflanzenkrankheiten anpassen und kann Bauern beim Übergang von der Subsistenz-Landwirtschaft zur unternehmerischen Agrarwirtschaft unterstützen.”
McCampbell ist Co-Autorin eines Berichts über das Projekt. In dem Report wird feststellt, dass Daten der Schlüssel zur Entwicklung von Strategien für die Prävention und Bekämpfung der Krankheit sind. BXW ist kein neues Phänomen: In der Region ist die Krankheit erstmals 2001 aufgetreten, 2002 erreichte sie Ruanda.
In den letzten 15 Jahren gab es zahlreiche Aufklärungskampagnen durch Landwirtschaftsbehörden und andere Interessensgruppen. Doch längst nicht alle Bauern haben an den Schulungen teilgenommen. Eine Vielzahl von Kleinbauern hat die Symptome der Bananenkrankheit ignoriert und damit das Risiko einer Ausbreitung erhöht.
Auch Telesphore Ruzigamanzi hat die Informationsangebote verpasst. Heute bereut der Vater von sechs Kindern, dass er sich nicht früher mit BXW beschäftigt hat. Als ein Agrarwissenschaftler seine Farm inspizierte, war es für seiner Bananenstauden bereits zu spät. Ruzigamanzi musste die Bäume umschneiden und das unterirdische Sprossensystem entfernen, damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet kann. (Ende)