Malawi: Drohnen sollen Kinderleben retten

Lilongwe. In Malawi hat der erste erfolgreiche Testflug einer Drohne für den Transport von Blutproben stattgefunden. Das unbemannte Luftfahrzeug legte dabei eine zehn Kilometer lange Strecke von einem kleinen Gesundheitszentrum in das Kamuzu Zentralkrankenhaus in der Hauptstadt Lilongwe zurück. Das Projekt wurde von UNICEF und der Regierung von Malawi ins Leben gerufen.

Die Drohnen, die vom kalifornischen Unternehmen Matternet entwickelt wurden, sollen Blutproben schneller als bisher von ländlichen Gesundheitszentren in die wichtigen Laboratorien des Landes befördern. Schlechte Straßen und hohe Treibstoffkosten haben hier bislang immer wieder für Verzögerungen gesorgt. Die Technologie soll vor allem bei HIV-Tests von Kleinkindern eingesetzt werden, da diese besonders zeitkritisch sind.

Noch werden in Malawi Blutproben vor allem mit Motorrädern transportiert. Bis zu elf Tagen dauert es, bis eine Probe ins Testzentrum gelangt. Die Früherkennung einer HIV-Infektion ist aber essentiell für möglichst gute Behandlungserfolge und eine hohe Lebenserwartung der Betroffenen.

Hoher Anschaffungspreis als Hürde

Nach Angaben der malawischen Regierung sind 10.000 Kinder alleine im Jahr 2014 an den Folgen einer Aids-Erkrankung verstorben. Die HIV-Tests bei Kindern von bereits infizierten Müttern sind etwas komplizierter als bei Erwachsenen. Die dafür erforderlichen Geräte gibt es nur in den großen Krankenhäusern, die sich für den Großteil der ländlichen Bevölkerung außer Reichweite befinden.

UNICEF und die malawische Regierung wollen mit der neuen Technologie den Transport der Blutproben per Motorrad ersetzen und damit die Wartezeit auf die Testresultate erheblich reduzieren. Derzeit kann eine Drohne von Matternet eine Last von einem Kilo transportieren.

Gesteuert werden die wendigen Luftfahrzeuge per Smartphone App. Als Haupthindernis gelten aber die relativ hohen Anschaffungskosten: Der Kaufpreis für eine Drohne beträgt immerhin 7.000 US-Dollar.

Malawi setzt auf Innovation im Gesundheitssektor

Die malawischen Gesundheitsbehörden sind aber überzeugt, dass die Vorteile die Kosten überwiegen. Gesundheitsminister Peter Kumpalume unterstreicht die Bedeutung von raschen Testergebnissen vor allem bei Kindern. “Wenn ihre Behandlung verzögert wird, werden die meisten von ihnen nicht älter als zwei Jahre. Je früher die Erkennung und je früher die Behandlung, desto länger werden sie leben und leistungsfähige Bürger des Landes werden.”

Kumpalume ergänzt, dass sein Land mittlerweile dafür bekannt sein, innovative Wege im Kampf gegen HIV zu beschreiten. So war Malawi Vorreiter bei der Einführung der sogenannten Option B+, durch die HIV-positive Mütter eine lebenslange Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten erhalten. Damit soll die Mutter-Kind-Übertragung des Virus verhindert werden. Außerdem hat das südostafrikanische Land bereits im Jahr 2010 die SMS-Übermittlung von Testergebnissen zwischen Gesundheitseinrichtungen eingeführt.

HIV stellt in Malawi immer noch eine der größten Herausforderungen dar. Die HIV-Infektionsrate bei Erwachsenen beträgt zehn Prozent und ist damit eine der höchsten der Welt. “2014 wurden fast 40.000 Kinder in Malawi von HIV-positiven Müttern geboren”, sagte Mahimbo Mdoe von UNICEF Malawi. “Die erfolgreiche Behandlung dieser Kinder hängt von einer frühen Diagnose ab. Wir hoffen, dass unbemannte Luftfahrzeuge Teil der Lösung sein können, um die Transportzeit zu reduzieren und eine möglichst frühe Behandlung der betroffenen Kinder zu gewährleisten.”

UNICEF und die malawische Regierung haben bereits beschlossen, die Test mit den Drohnen fortzusetzen. Vor allem ihre Leistungsfähigkeit unter wechselnden Wetterbedingungen soll intensiv erprobt werden. Erfüllen die Drohnen die in sie gesetzten Erwartungen, sollen sie schon bald fixer Bestandteil des nationalen Gesundheitssystems werden. (afr/IPS)

Charity Chimungu Phiri