Kenia: Rasenmähen mit der Kraft der Sonne

Nairobi. Emma Masibo (23) und Lucy Bwire (24) studieren im dritten Jahr Maschinenbau am Sang’alo Institute of Science and Technology in Bungoma im westlichen Kenia. Die beiden jungen Frauen teilen ihre Vision von einer umweltfreundlichen Zukunft. Nun haben Masibo und Bwire einen solarbetriebenen Rasenmäher entwickelt, der obendrein noch Geld spart.

Der grüne Rasenmäher hat den beiden jungen Technikerinnen viel Aufmerksamkeit beschert. Auf die Idee kamen sie, als auf dem Gelände des Instituts wieder einmal der Rasen mit einem lauten und obendrein stinkenden Gerät gemäht wurde. Der enorme Lärm störte nicht nur beim Lernen: Sie stellten fest, dass das benötigte Benzin dem Institut ziemlich viel Geld kostete.

Masibo und Bwire tüftelten an einer Lösung und bauten einen Prototypen, der nun am Sang’alo Institute in Einsatz ist. Mit einem Preis von 180 US-Dollar liegt der Solarmäher bei einem Drittel der Anschaffungskosten von herkömmlichen Rasenmähern. Leistungsstarke und austauschbare Akkus sorgen dafür, dass der Rasen auch nach Sonnenuntergang gemäht werden kann. Das ist eine entscheidender Vorteil des leisen Arbeitsgerätes: In den Nachtstunden ist die Arbeit bei weitem erträglicher als in der Hitze des Tages.

Den beiden Erfinderinnen ist aber noch einer weiterer Aspekt wichtig: “Aus der Geschlechterperspektive betrachtet, ist Rasenmähen eine eher männliche Tätigkeit”, sagt Masibo. “Die Geräte sind nur schwer in Gang zu bringen, der Lärm und der Benzingeruch gilt für Frauen als unzumutbar. Solarbetriebene Rasenmäher sind wesentlich frauenfreundlicher: Sie sind einfach zu starten, ein Knopfdruck genügt.”

Breite Unterstützung für den Solarmäher

Laut Lucy Bwire war die Entwicklung keine große Hexerei. Beinahe alle benötigten Materialien waren am Institut verfügbar. Neu angeschafft werden mussten nur die Solarpanelen, die Akkus und ein Detektor für die Ein-Aus-Anzeige.

Ihr Mentor ist voll des Lobes für den Pioniergeist der jungen Technikerinnen. “Sie haben eine Lösung für ein Problem gesucht, dass in unserer Gesellschaft mit dem männlichen Geschlechts assoziiert wird”, erklärt Peter Wamalwa, der am Sang’alo Institute unterrichtet “Das zeigt, dass sie über starke innovative Fähigkeiten verfügen.”

Wamalwa verweist auf weitere Vorteile des Solarrasenmähers: Es sei kein technisches Know-how nötig, um das Gerät zu warten. Außerdem würde sich der technische Aufbau für weitere Anwendungen eignen, wie z. B. zur Nutzung als Bodenreinigungsgerät. Nicht zuletzt zählen aber die positiven Effekte für die Umwelt zu den wichtigsten Vorzügen des Solarmähers.

Wamalwa betont, dass das Sang’alo Institute die beiden Technikerinnen dabei unterstützen wird, ihren solarbetriebenen Rasenmäher zur Markterfolg zu führen. “In den nächsten beiden Jahren wollen wir erreichen, dass alle Bildungseinrichtungen im Land den Solarmäher verwenden”, meint er ambitioniert.

Unterstützung werden Masibo und Bwire dabei auch von Regierungsseite erhalten. Das versprach der zuständige Kabinettssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie, Fred Matiang’i, an. Sein Ministerium werden die beiden Erfinderinnen mit der Industrie und anderen jungen Innovatoren vernetzen, um eine Massenherstellung der Solarmäher sicherzustellen.

Vielseitiger Solarkocher

Neben Masibo und Bwire gibt es in Kenia auch eine Vielzahl weiterer junger Menschen, die an erfolgsversprechenden Innovationen arbeiten. Einige davon haben ihre neuen Produkte auf der National Science Week in Nairobi vorgestellt, die am 20. Mai zu Ende ging. Unter diesen Neuheiten befand sich z. B. auch ein ‘Multi Solar Cooker’, der von Josephat Ngetich (21) und Cosmas Mibei (20) vom Friends College Kaimosi in Landkreis Vihiga im westlichen Kenia entwickelt wurde.

Das Neue an dem Solarkocher ist, dass er eine wesentlich bessere Energieeffizienz aufweist als bisherige Modelle und damit gleichzeitig gekocht und Wasser erhitzt werden kann. Ngetich und Mibei wollen mit ihrer Entwicklung ebenfalls einen Beitrag zum Umweltschutz in ihrem Land leisten. Nach offiziellen Schätzungen verwenden in Kenia 80% der Landbevölkerung Holz und Holzkohle zum Kochen. Dadurch schreitet der Waldschwund in dem ostafrikanischen Land unvermindert voran.

Ngetich und Migei haben ihren Solarkocher beim Kenya Industrial Property Institute schützen lassen. Sie rechnen mit einer hohen Nachfrage. “Es haben schon etliche Menschen nach unserem KOcher gefragt, nachdem sie ihn in Ausstellungen gesehen haben”, sagt Ngetich. Mit einem niedrigen Anschaffungspreis von zehn US-Dollar scheint die Innovation jedenfalls für einen breiten Markt leistbar zu sein. (afr/IPS)

Justus Wanzala