Afrika: Grüne statt graue Ökonomie

Bulawayo/Salzburg. Als zweitgrößter Kontinent hat Afrika einen enormen Anteil an den natürlichen und mineralischen Schätzen der Erde. Die nachhaltige Nutzung dieses Naturkapitals beinhaltet ein großes Potenzial für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents. Allerdings muss zunächst die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen eingedämmt werden.

Afrika hat die zweitgrößte Fläche an Tropenwäldern aller Kontinente. Außerdem befindet sich knapp ein Drittel aller mineralischen Reserven auf dem Erdteil. Afrika verzeichnet acht Prozent der natürlichen Gasvorkommen, zwölf Prozent der Erdölvorräte und 40 Prozent der Goldreserven.

Diese erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Ressourcen weisen enorme Chancen für die Entwicklung des Kontinents auf, wie in der Cairo Declaration on Managing Africa’s Natural Capital for Sustainable Development and Poverty Eradication (PDF) der afrikanischen Ministerkonferenz für die Umwelt (AMCEN) aus dem letzten Jahr nachzulesen ist. Unter Berücksichtigung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen kann die Nutzung des Naturkapitals wirtschaftliches Wachstum, die Beseitigung von Armut und politische Stabilität sicherstellen.

Allerdings erfordert der Ansatz ein Umdenken in vielen Bereichen. Raubbau und Ausbeutung fügen Afrika jährlich einen Riesenschaden zu: Laut Angaben des UN-Umweltprogrammes UNEP beträgt der wirtschaftliche Verlust durch Bodenverschlechterung alleine 68 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die Bekämpfung von strafbaren Aktivitäten wie z. B. Wilderei, Diebstahl von Mineralien oder illegaler Abholzung schlägt sich mit 20 Milliarden US-Dollar zu Buche. Dazu kommt, dass der Kontinent jährlich 50 Milliarden US-Dollar an illegalen Finanzflüssen verliert – mehr als die Summe der öffentlichen Entwicklungshilfe.

Die enormen Abgänge weisen aber auch eine Chance für die Finanzierung von Zukunftsvorhaben des Kontinents auf. “Wenn es uns gelingen würde, diese Mittel umzuleiten, könnten wir jährlich 150 Milliarden Dollar in zentrale Bereiche der nachhaltigen Entwicklung investieren”, meint Richard Munang, Koordinator für das UNEP-Programm gegen den Klimawandel in Afrika.

Munang rechnet vor, was sich mit dem Geld machen ließe: Um die nachhaltigen Entwicklungsziele in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur zu erreichen, müsse Afrika pro Jahr 151 Milliarden US-Dollar aufbringen. Allerdings müssten dazu alle Entwicklungsakteure an einem Strang ziehen, so Munang.

Kernfrage Energieversorgung

Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Lösung der Energiefrage zu. Für den Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) sind erneuerbare Energien ein wesentlicher Faktor für die Bekämpfung des Klimawandels. Laut IPCC hat Afrika enormes Potenzial, fossile Brennstoffe durch Solarenergie oder Windkraft zu ersetzen. Der Bedarf ist jedenfalls enorm: 620 Millionen Menschen haben heute keinen Zugang zu Elektrizität. Und die Nachfrage steigt ständig.

Tosi Mpanu-Mpanu aus der Demokratischen Republik Kongo vertritt die Klimainteressen der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC). Für ihn gehen die Förderung von Naturkapital und nachhaltige Entwicklung Hand in Hand. Der Klimaexperte ist überzeugt, dass es zum Umdenken keine Alternative gibt.

“Stellen Sie sich zwei Szenarien vor”, sagt Mpanu-Mpanu. “Auf der einen Seite haben wir ein ‘grünes’ Szenario, das auf erneuerbare Energie statt fossiler Brennstoffe setzt und die Umwelt kaum belastet. Und auf der anderen Seite gibt es ein ‘graues’ Szenario, das natürliche Ressourcen ausbeutet, um kurzfristig wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen. Das grüne Szenario kostet am Anfang mehr Geld, aber rechnet sich langfristig. Das graue Szenario ist zu Beginn billig – es wird aber definitiv unser Klima, unsere Umwelt und unsere Wirtschaft zerstören.” (afr/IPS)

Busani Bafana