Afrika: Der Kontinent will sich in zehn Jahren selbst ernähren

Abidjan. Albert Kanga Azaguie hat es geschafft. 30 Kilometer von der ivorischen Hauptstadt Abidjan entfernt besitzt er eine 15 Hektar große Kochbananen-Plantage. Ein Hektar wirft im Durchschnitt eine Ernte von zwölf Tonnen ab. “Ich bin jetzt ein Großbauer”, erzählt er. Kanga beliefert nicht nur die Supermarkt-Ketten in der Umgebung sondern exportiert seine Kochbananen sogar nach Italien.

Kangas Erfolg ist kein Zufall. Der Landwirt hat sich intensiv mit Angebot und Nachfrage nach Kochbananen auseinandergesetzt. Die Kochbanane gilt in Afrika als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel: Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden auf dem Kontinent 71 Prozent aller weltweiten Kochbananen geerntet. Der größte Produzent in Afrika ist Uganda mit einer Ernte von 9,2 Mio. Tonnen, Côte d’Ivoire belegt mit 1,6 Mio. Tonnen Platz 7 (siehe Tabelle in der rechten Spalte).

Das Erfolgsgeheiminis von Albert Kanga ist bestechend einfach: “Ich verkaufe meine Kochbananen nur in der Nebensaison”, sagt er. “Wenn es kaum mehr Kochbananen gibt, kommen meine auf den Markt – dadurch kann ich viel bessere Preise erzielen.” Die Bevölkerung wiederum profitiert von einer hohen Verfügbarkeit des Lebensmittels.

Den Impuls zur Produktionsumstellung hat er durch das von der Weltbank unterstützten West African Agricultural Productivity Program (WAAPP) erhalten, das im Jahr 2007 gestartet wurde. Seitdem haben in Westafrika über sechs Millionen Bauern von der Initiative profitiert, die Nahrungsmittelproduktion wurde um mehr als drei Millionen Tonnen erhöht.

Ein Fünftel leidet an Unterernährung

Dennoch ist der Erfolg von Albert Kanga bislang eher die Ausnahme als die Regel. Obwohl 60 Prozent des ungenutzten Ackerlands der Welt auf dem Kontinent liegen, mussten im Jahr 2015 Nahrungsmittel im Wert von 35,4 Mrd. US-Dollar importiert werden. 232 Millionen Menschen gelten immer noch als unternährt – das ist etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Afrikas.

Experten machen für diesen Missstand mehrere Gründe verantwortlich, dazu zählen z. B. die oft schwache Infrastruktur oder die schlechte Regierungsführung. Aber auch die Diskriminierung von Frauen wird häufig als Grund genannt: Frauen bilden zwar das Rückgrat der Landwirtschaft in Afrika, doch nur einer Minderheit gehört das bewirtschaftete Land.

“Frauen besitzen nur ein Prozent des Landes in Afrika, sie erhalten auch nur ein Prozent der landwirtschaftlichen Kredite – und trotzdem stellen sie die Mehrheit der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte”, sagte Buba Khan von der NGO ActionAid. Khan ist davon überzeugt, dass Ernährungssicherheit für Afrika nur dann erreicht werden kann, wenn Frauen bei Landrechten gleichgestellt werden.

Ähnlich sieht es die Weltbank. In ihrer Publikation Ending Global Poverty by 2030 fordert die Finanzinstitution, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen. Laut dieser Studie könnte der landwirtschaftliche Ertrag um 20 bis 30 Prozent gesteigert werden, wenn Frauen den gleichen Zugang zu landwirtschaftlichem Eigentum hätten als Männer. Gleichzeitig könnte sich die Zahl der hungernden Menschen um bis zwölf bis 17 Prozent reduzieren.

Masterplan für die Entwicklung Afrikas

Aber die Förderung von Frauen ist nur ein Teil des Puzzles. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) hat im letzten Jahr ihren fünfteiligen Masterplan The High 5 for Transforming Africa vorgestellt. Darin spielt die Förderung der Landwirtschaft eine große Rolle.

“Unser Ziel ist klar”, sagt AfDB-Präsident Akinwumi Adesina. “Wir wollen, dass sich Afrika in zehn Jahren selbst mit Nahrungsmitteln versorgen kann und Unterernährung und Hunger beseitigt werden.” Ab 2025 soll der Kontinent sogar zu einem Netto-Exporteur von Nahrungsmitteln werden, heißt es in dem ehrgeizigen Vorhaben.

Um diesen Ziel zu erreichen sind beträchtliche finanzielle Mittel erforderlich. Die AfDB rechnet, dass der Finanzbedarf in den nächsten zehn Jahren zwischen 280 und 340 Milliarden US-Dollar liegen wird. Dieses Gelld sollen vor allem in den Ausbau der landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten investiert werden.

Beobachter bezweifeln aber, dass dieses Ziel realistisch ist. Klimawandel, Urbanisierung und Migration setzen die Landwirtschaft in Afrika unter Druck. Vielerorts fehlt auch das Wissen um neue Technologien für die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität.

Erfolgsgeschichten wie jene des ivorischen Bauern Albert Kanga geben allerdings vielen Landwirten Mut. Seinen Hof hat Kanga nach seinem verstorbenen Bruder Dougba benannt: “Ich wünschte, er könnte sehen, wie erfolgreich unsere Farm geworden ist.” (afr/IPS)

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