Südafrika: “Day Zero” in Kapstadt vorerst abgewendet

Johannesburg/Salzburg – (IPS/afr).  Zu Jahresbeginn wurde prognostiziert, dass am 12. April 2018 die Wasserreserven von Kapstadt völlig erschöpft sein würden. Die Ankündigung des “Day Zero” sorgte weltweit für Schlagzeilen. In der Zwischenzeit hat die Stadtregierung den Tag auf das nächste Jahr verschoben.

Zur Bewältigung der Wasserkrise mussten die Einwohner der “Mutterstadt” ihren Wasserverbrauch drastisch auf 50 Liter pro Tag einschränken. Die Rationierungsmaßnahmen bleiben auch weiterhin aufrecht. Denn: Die Wassermengen in den Speicherseen in der südwestlichen Provinz Westkap, deren Hauptstadt Kapstadt ist, sinken nach wie vor. Am 2. April lag der durchschnittliche Pegelstand bei 17,7 Prozent, eine Woche davor waren es noch 18,3 Prozent gewesen.

Allein der Theewaterskloof-Damm am Sonderend liefert 41 Prozent des Wassers für Kapstadt. Aktuell liegt die Kapazität bei nur noch 10,3 Prozent. In anderen Provinzen haben sich die Pegelstände aber erholt: In Gauteng mit den Städten Johannesburg und Pretoria sind die Speicherseen wieder voll.

Versorgungsgrad hinkt Bevölkerungsentwicklung hinterher

Experten sind überzeugt, dass die Wasserkrise in Kapstadt anhalten wird. Denn die Kernprobleme bestehen nach wie vor: Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Groundup, einem Gemeinschaftsprojekt des Nonprofit-Unternehmens Community Media Trust und dem Center for Social Science Research der Universität Kapstadt, ist das rapide Bevölkerungswachstum eine der Hauptursachen für Wasserknappheit in der Mutterstadt.

Zwischen 1995 und 2018 ist die Einwohnerzahl von Kapstadt von 2,4 Millionen auf 4,3 Millionen Menschen gestiegen. Die Wasserversorgung hielt mit dieser Entwicklung aber nicht mit. Insgesamt konnte die Wasserkapazität seit 1995 nur um 15 Prozent erhöht. Die einzige bedeutsame Erweiterung der Speicherkapazität seit 1995 war der Berg-River-Damm, der im Jahr 2007 in Betrieb genommen wurde.

Während die Wasserknappheit in Kapstadt international große Aufmerksamkeit erfährt, wird von ähnlichen Probleme in anderen Regionen des Kontinents kaum Notiz genommen. Die Organisation The Water Project schätzt, dass in Entwicklungsländern 80 Prozent aller Krankenhausbetten von Patienten belegt sind, deren Krankheiten von einem Mangel an sauberem Wasser herrühren.

Inferiores Wassermanagement

Experten verweisen darauf, dass es neben dem gestiegenen Verbrauch und dem Klimawandel eine Menge hausgemachter Gründe für die wachsende Anzahl an Wasserkrisen gibt. So verliert Südafrika beispielsweise 37 Prozent seines Wassers durch Leitungslecks, wie ein Bericht der NGO GreenCape aufdeckte.

“Die Hauptursache für Wasserkrisen in den städtischen Zentren und an fast allen Orten ist ein schlechtes Wassermanagement”, bestätigt Steven Downey, Leiter der Kommunikationsabteilung des internationalen Netzwerks Global Water Partnership gegenüber IPS.

Die Lösung der Wasserprobleme bedarf daher zumeist einer Strategie, die auf die örtlichen Rahmenbindungen abgestimmt ist. So ist z. B. Südafrikas nördlicher Nachbar Simbabwe seit bereits zwei Jahrzehnten mit ernsthaften Schwierigkeiten bei der Wasserreinigung konfrontiert. Als Folge kommt es immer wieder zu schweren Ausbrüchen von Krankheiten wie Typhus.

Hingegen muss die zweitgrößte Stadt von Simbabwe, Bulawayo, die Wasserversorgung fast jedes Jahr rationieren, weil die Dämme in den südlichen Teilen des Landes durch die Dürre immer wieder verschlammen.

Doch die Wasserprobleme bleiben nicht nur auf Afrika beschränkt. Die BBC hat kürzlich elf Metropolen genannt, die ein ähnliches Schicksal wie Kapstadt erleiden könnten. Darunter sind Städte wie São Paulo, Kairo oder Peking. Aber auch London und Miami befinden sich auf der Liste. (Ende)

Mxolisi Ncube