Malawi: Internet über freie TV-Frequenzen

Blantyre (IPS/afr). Noch in diesem Monat sollen viele Malawier in ländlichen Gebieten einen raschen Zugang zum Internet bekommen. Das ist zumindest die Vision des Kommunikationsdienstleister C3. Das Unternehmen will dafür auf ungenutzte TV-Frequenzen (TV White Spaces, TVWS) zurückgreifen. Malawi ist der erste Staat der Welt, der TVWS landesweit ausrollt.

Wie in den meisten afrikanischen Ländern wohnen auch in Malawi die meisten Menschen auf dem Land. Nur 6,5 Prozent der ruralen Bevölkerung sind online. Diesen Umstand will nur C3 ändern. Das Unternehmen hat ein neues Netzwerk aufgebaut, das auf nicht genutzte Frequenzen im TV-Spektrum setzt. Diese sogenannten ‘TV White Spaces’ sollen bald für verlässliches Internet in ganz Malawi sorgen. Zunächst ist eine Probezeit für neun Monaten geplant.

Der Zugang auf das Netzwerk erfolgt drahtlos via Wi-Fi. Die 17-jährige Elizabeth Kananji, die im zweiten Jahr am Malawi Polytechnikum in Blantyre studiert, kann es bis zum Start kaum erwarten. “Es ist ein günstiger und effektiver Weg, um ins Internet zu kommen”, sagt Kananji. “Nicht viele Menschen können sich die hohen Gebühren der Service Provider leisten.”

Hohe Vorschusslorbeeren

In Zomba, der viertgrößten Stadt des Landes, wurde bereits ein TVWS-Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen. Dabei arbeitete die Malawi Communications Regulatory Authority (MACRA) mit dem Fachbereich Physik des Chancellor College der Universität Malawi und dem International Institute for Theoretical Physics (ICTP) in Triest zusammen.

Auch in anderen Ländern wie den USA, Großbritannien, Südafrika und Kenia wurden bereits ähnlich gelagerte Projekte durchgeführt. Aber Malawi soll der erste Staat der Welt sein, in dem TVWS landesweit ausgerollt wird

Das Vorhaben hat international hohe Vorschusslorbeeren geerntet. Für die Vereinten Nationen und die Internationale Fernmeldeunion (ITU) stellt TVWS eine praktikable und kostengünstige Möglichkeit dar, das Internet auch in die entferntesten Dörfer zu bringen. Außerdem gilt die Technologie weltweit als Alternative zu den bereits stark beanspruchten Datenleitungen.

Trotz der hohen Resonanz war C3 das einzige Unternehmen, das sich an der Ausführung interessiert zeigte, berichtet die MACRA. Bei C3 selbst rechnet man mit einem Start im November, wenngleich ein offizieller Launch-Termin bislang noch nicht bekanntgegeben wurde.

Derzeit nur jeder Zehnte online

Der Aufholbedarf bei der Internet-Versorgung in Malawi ist jedenfalls enorm. “Wir haben den Markt genau analysiert”, sagt C3-Geschäftsführer Chris Shaeke. “Dabei haben wir festgestellt, dass der Zugang zum Internet in Malawi teurer ist als zum Bespiel in Kenia. Das hat dazu geführt, dass heute nur ein Zehntel der malawischen Bevölkerung online ist. Das wollen wir nun ändern: In unserer MACRA-Lizenz heißt es, dass wir uns auf ländliche Gebiete konzentrieren müssen.”

Shaeke verspricht, dass das Angebot zuverlässig und erschwinglich sein wird. Wegen der häufigen Stromunterbrechungen wird die technische Infrastruktur mit Solarenergie betrieben. Unterstützt wird C3 auch vom Software-Giganten Microsoft, der im Rahmen seiner Affordable Access Initiative Milliarden von Menschen einen günstigen Zugang zum Internet verschaffen will.

Die Studentin Elizabeth Kananji vom Malawi Polytechnikum jedenfalls wurde durch das TVWS-Projekt dazu inspiriert, Elektronik und Nachrichtentechnik zu studieren. “Ich bin im Jahr 2013 mit TVWS in Berührung gekommen, als wir an meiner Schule Antennen für das Pilotprojekt installierten”, erzählt sie. “Ich wusste bis dahin gar nicht, was ich am College studieren sollte. Aber TVWS hat mir gezeigt, wie Telekommunikation die Welt verändern kann.”

 

Charity Chimungu Phiri