Mosambik: Handel und Landwirtschaft unter einem Hut

Maputo (IPS/afr). Die Maputo-Katembe-Brücke ist kaum zu übersehen. Mit einer Länge von drei Kilometern wird das 725 Mio. US-Dollar teure Bauwerk nach der Eröffnung im Jahr 2018 die größte Hängebrücke Afrikas sein. Die Brücke gilt auch als ein Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung in Mosambik.

Mosambik hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum verzeichnet. Laut Internationalem Währungsfond (IWF) lag das jährliche BIP-Wachstum von 2010 bis 2015 zwischen 6,6 und 7,4 Prozent, sackte aber 2016 auf 3,4 Prozent ab.

Experten sind sich einig, dass das südostafrikanische Land langfristig nur dann wirtschaftlich erfolgreich sein kann, wenn Handelspolitik und Agrarpolitik aufeinander abgestimmt werden. Bislang waren sämtliche Initiativen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität durch Handelshemmnisse wie Zölle oder unterschiedliche Qualitätsstandards eingeschränkt.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) treibt derzeit in Mosambik ein Pilotprojekt voran, das Politik, Handel und Landwirtschaft in Einklang bringen soll. Die Umsetzung der Projekte erfolgt im Rahmen des Enhanced Integrated Framework (EIF) , das von der Welthandelsorganisation (WTO) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) propagiert wird.

Obwohl Mosambik zu der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) der Welt zählt, haben internationale Investoren das Land wegen seines Ressourcenreichtums längst am Radar. Der Agrarsektor trägt 25 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und wird in der nationalen Verfassung als Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes definiert. Zu den wichtigsten Handelsgütern für den Export zählen Rohaluminium, Elektrizität, Garnelen, Baumwolle, Cashewkerne, Zucker, Zitrusfrüchte, Kokosnüsse und Holz.

 

Hindernisse für den regionalen Handel

Für Jonathan Werner, Landeskoordinator für das EIF bei der WTO, kann ein politischer Konsens dazu beitragen, das regulatorische und politische Umfeld für kleine Unternehmen zu vereinfachen. Dadurch würde auch die Attraktivität für Investitionen des privaten Sektors auf lokaler und internationaler Ebene steigen.

“Wir stehen vor zahlreichen Herausforderungen für die regionale Handelsintegration in Afrika”, meint Werner. “Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass abgestimmte politische Prozesse dazu beitragen können, ein fruchtbares Umfeld für Handel und Entwicklung zu schaffen.”

Mosambik hat bereits die ersten Schritte gesetzt, um die nationale Agrarpolitik mit der Handelspolitik zu harmonisieren. “Afrikanische Regierungen haben politische Inkohärenz als einen Elefanten im Porzellanladen identifiziert”, zeit sich Wadzanai Katsande von der FAO zuversichtlich.

Bereits jetzt würden die Handelspolitik und die Agrarpolitik die Grundlage für die wichtigsten Entwicklungsinitiativen bilden, so Katsande. Dazu zählt er das Comprehensive Africa Agriculture Development Programme (CAADP), die Malabo-Deklaration und die Agenda 2063 der Afrikanischen Union.

 

Kontinentale Freihandelszone ante portas

Afrika hat nicht weniger als 14 regionale Wirtschaftsblöcke, aber der Handel zwischen afrikanischen Staaten beträgt nur zwölf Prozent des Gesamtvolumens. Im Vergleich dazu finden 60 Prozent des Handels mit Europa und Asien statt. Zu den Problemfeldern zählen Export- und Einfuhrzölle, niedrige Produktionskapazitäten, unterschiedliche Qualitätsstandards und die schlechte Infrastruktur.

In der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) geht man davon aus, dass die neue Kontinentale Freihandelszone (Continental Free Trade Area, CFTA) den innerafrikanischen Handel verdoppeln könnte. Die Gründung der CFTA soll bis Ende des Jahres 2017 erfolgen. Laut dem entsprechenden Übereinkommen der afrikanischen Staatsoberhäupter ist der Ausbau des innerafrikanischen Handels ein wesentlicher Faktor für die Erschließung von weiterem Wirtschaftswachstum, die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten und die Förderung von Innovation.

Gerhard Erasmus vom Trade Law Centre (TRALAC) in Kapstadt betont, dass der derzeit noch niedrige innerafrikanische Handel ein echtes Problem darstelle. Viele Wirtschaftswissenschaftler hätten in der Vergangenheit auf die Tatsache hingewiesen, dass die Länder oftmals die gleichen Waren produzieren.

“Wenn wir nicht die Leiter der Wertschöpfung emporklettern, werden Industrialisierung und die Entwicklung des Dienstleistungssektors auf der Strecke bleiben”, ist Erasmus überzeugt. Es sei erforderlich, dass nationale Entwicklungspläne angepasst und gezielte Investitionen getätigt werden. Außerdem brauche es Handelserleichterungen, die Bekämpfung von Korruption und übermäßiger Bürokratie und den Ausbau der Infrastruktur.

Erasmus sagt, dass die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften und die Afrikanische Union die notwendigen Richtlinien und Pläne hätte, um die handelspolitischen Herausforderungen zu bewältigen. Allerdings stoße man bei der Umsetzung auf nationaler Ebene häufig auf Widerstände. Fehlende politische Zustimmung, mangelnde Ressourcen, technische Kapazitätsprobleme und schlechte Regierungsführung seien die Haupthindernisse, so der Wirtschaftsexperte. (Ende)

Busani Bafana